Öffentliche Lesung zu „Verbrannt & Verbannt“

„Das Starke an all diesen Büchern und Texten ist, dass wir sie heute lesen. Dass es Dinge gibt, die man nicht aus der Welt schaffen kann“, sagt Pfarrer Matthäus Hilus, Stadtjugendseelsorger am Jugendpastoralen Zentrum CRUX, der durch den Abend führt. Hilus stellt fest, dass es oft die jungen Menschen sind, die das real existierende Böse identifizieren und die gute Absicht haben, etwas dagegen zu tun.

Bürgermeister Andreas Wolter, Pfr. Dr. Tobias Schwaderlapp, Susanne Paetzoldt, Claudia Kurras (v.l.n.r). tragen bei „verbrannt und verbannt“ aus Büchern vor, die die Nationalsozialisten für immer vernichten wollten.

 „Vor mir stehen Eure Bilder und ich schaue jedem lange in das vertraute Angesicht. (...) Mit inniger Liebe und tiefer Dankbarkeit denke ich an Euch zurück“, schreibt Nikolaus Groß in seinem letzten Brief an seine Familie am 21. Januar 1945, zwei Tage vor seiner Hinrichtung. Er weiß, dass der Brief seine Empfänger erst erreichen wird, wenn er bereits hingerichtet ist. Verurteilt wurde von den Nationalsozialisten im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli. Damit zu tun hatte er nichts. Sein Urteil wurde damit begründet, dass er „im Verrat mitschwamm“. Ein Scheinurteil. Er war den Machthabern ein Dorn im Auge durch seinen Widerstand, durch seinee Schriften und sein Engagement im Kölner Kreis, einem Zusammenschluss guter Freunde aus christlichen Verbänden und Gewerkschaften. Seine Schriften und Bücher brannten vor 90 Jahren. Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger, liest der öffentlichen Lesung drei Briefe von Nikolaus Groß vor. Sie haben überdauert.

Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln, liest aus dem Buch „Außenseiter“ des Autors Hans Meyer. Meyer, den von den Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegt wurde, beschäftigt sich in „Außenseiter“ mit drei Gruppen, die in der Geschichte häufig diskriminiert wurden. Juden, männliche Homosexuelle und Frauen.

Erich Kästner war dabei, als seine Bücher verbrannt wurden. Als „undeutsch“ bezeichneten die Nationalsozialisten seine Werke, setzten ihn auf die Liste von verbotenen Autoren. Susanne Paetzoldt, Schauspielerin und Gewinnerin des Deutschen Fernehpreises und des Deutschen Comedypreises, liest aus Kästners Werk „Die literarische Hausapotheke“ vor. Kästners Bücher brannten. Sein Humor hat überdauert.

Claudia Kurras, engagierte Jugendliche in der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), liest aus „Kohldampf, Knast un Kamelle“ von Jean Jülich. Edelweißpirat, Widerstandskämpfer und Gerechter unter den Völkern. Das war Jean Jülich. Bereits mit 13 Jahren traf sich Jülich jeden Abend mit den Edelweißpiraten, um Propagandaplakate zu übermalen und Munitionszüge zum Entgleisen zu bringen. Viele weitere Widerstandsaktionen folgten. Ein Mut, für den er mit Haft im Gestapogefängnis büßen sollte. Brechen konnten die Nationalsozialisten Jülich nicht. Er engagierte sich auch dem Krieg weiter. Immer im Interesse derer, die in Not waren.

„Das Starke an all diesen Büchern und Texten ist, dass wir sie heute lesen. Dass es Dinge gibt, die man nicht aus der Welt schaffen kann“, sagt Pfarrer Matthäus Hilus, Stadtjugendseelsorger am Jugendpastoralen Zentrum CRUX, der durch den Abend führt. Hilus stellt fest, dass es oft die jungen Menschen sind, die das real existierende Böse identifizieren und die gute Absicht haben, etwas dagegen zu tun.

30 Personen sind ins CRUX gekommen, um zuzuhören. Die Texte von Autoren, die verbannt werden sollten, die durch das Feuer vernichtet werden sollten. Sie haben überdauert. Sie werden vorgetragen, um zu zeigen, dass der Hass niemals siegen wird und um die Erinnerung wach zu halten.

Die Veranstaltung wurde durch den Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Stadtverband Köln (BDKJ), der Katholischen Jugendagentur Köln (KJA) und dem Jugendpastoralen Zentrum CRUX Köln durchgeführt. Gemeinsam erinnern sie mit dem Verein EL-DE-Haus an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten vor 90 Jahren, der die Aktion „verbrannt & verbannt“ initiiert hat.

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